[UPDATE: Aprilscherz] Game Studies? More like Lame Studies!

Manchmal ist es notwendig, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und etwas Neues zu beginnen. Eine Bekanntmachung in eigener Sache.

Seit einigen Jahren investiere ich meine Energie und meinen messerscharfen Verstand in die wissenschaftliche Erforschung von Computerspielen. In meinem jugendlichen Eifer entstanden dabei so triviale Machwerke wie die Monografie Raumtemperatur oder der Sammelband Welt|Kriegs|Shooter: Computerspiele als realistische Erinnerungsmedien? (herausgegeben zusammen mit anderen verblendeten Forschern). In Vorträgen, Interviews und Expertenmeinungen habe ich die wehrlose Öffentlichkeit wiederholt mit einem fragwürdigen Weltbild konfrontiert. Damit ist jetzt Schluss! Computerspiele – und vor allem die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem flüchtigen Trend – haben einfach keine Zukunft mehr. Wie schon dem Computer zuvor, gebe ich den so genannten „Videospielen“ keine drei Jahre mehr. Es verwundert nicht, dass Universitäten, Forschungsprojekte und Stipendienstiftungen das Thema nur noch mit der Kneifzange anfassen. Kultur-, Literatur-, Film-, Bild-, Sozial-, Kommunikations- und Neurowissenschaft hatten für eine Weile großen Spaß daran, ihr – über jeden Zweifel erhabenes! – Instrumentarium mal an einem so peppigen Gegenstand auszuprobieren, aber jetzt ist es an der Zeit, wieder ernste und zukunftssichere Wissenschaft zu betreiben. Auch ich habe das erkannt und werde mich nunmehr exklusiv dem Studium von Homers Ilias widmen; genauer: zunächst dem Buchstaben „i“ im Kontext dieses zeitlosen Klassikers der Antike, Gegenwart und Zukunft. Im Rahmen des millionenschweren DFG-Projekts Buchstaben: Alternativlos – das im Schnellverfahren innerhalb weniger Tage begutachtet und bewilligt wurde – werde ich ausschweifende Exkursionen in griechische Badeorte unternehmen und an meiner kommende Monografie Papiertemperatur (Band 1 von 26): 451 Thesen zum „i“ arbeiten, während ich auf Kosten der Steuerzahler*innen Rotwein trinke. Die Buchstaben „a“, „p“, „r“, „l“ und alle weiteren Säulen der Zivilisation werden erst in den kommenden Dekaden folgen. Es ist gut angelegtes Geld, für die Wissenschaft, für die Gesellschaft und für die Zukunft der Menschheit! Ich kann nur all meinen Kolleg*innen raten, es mir gleichzutun. Game Studies sind GAME OVER Studies…

April, April!
Der Autor beim ernsthaften Studium der Ilias.

»Denn es wird Vater Zeus nicht Beistand sein für Betrüger,
Sondern sie, die als erste die heiligen Eide verletzen,
Deren Leiber werden gewiß die Geier verzehren.«

Homer, Ilias, Vierter Gesang, Zeilen 235 – 237

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