Neue Homebase/-page
Nach acht Jahren bin ich mal wieder umgezogen. Von Neukölln nach Britz (was technisch gesehen immer noch Neukölln ist) und vom manuellen Gefrickel am HTML-Code zu WordPress (was technisch gesehen im ähnlichen Verhältnis steht wie Neukölln und Britz, aber egal). Beides nun viel bequemer. Balkon und Blog sind stets ein paar Schritte entfernt, was hoffentlich zu mehr Schreibaktivität führt. Mal sehen…
Poor Player
Die rudimentären WordPress-Skills musste ich mir aneignen, weil unser alter Podcast-Hoster heimlich, still und leise dicht gemacht hat und Poor Player obdachlos zurückließ. Das soll nicht noch einmal passieren, daher hosten wir jetzt selbst und haben einen neuen Blog: www.poorplayerpodcast.de. Unser letzter Beitrag liegt nun aber leider wieder ziemlich weit zurück. Arm.
Kompressor – Armut in der Popkultur
Zumindest an anderer Stelle halte ich die Poor Player-Flagge hoch. Der Deutschlandfunk Kultur fragte nach Klassismus in der Popkultur und zusammen mit Agatha Kremplewski und Azadê Peşmen habe ich über das Thema diskutiert.
In der Sendung „Kompressor“ haben wir uns in weiteren Beträgen damit befasst, wie Armut und Deklassiertheit in der Popkultur dargestellt werden und sich darstellen. […] Außerdem besprechen wir mit Christian Huberts vom Poor Player Podcast, ob in Computerspielen genauso stereotyp dargestellt wird.
#Word&Play
Vom 1. bis zum 3. August fand in der Fontanestadt Neuruppin im Rahmen der Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag von Theodor Fontane das #Word&Play-Festival statt. Die Lokalpresse berichtete. Ich war gleich mit drei Angeboten am Start: Eine Diskussionsrunde mit Autor Marco Pütz zu den Widersprüchen von Spiel und Literatur, ein Workshop zum »Lesen« von Computerspielen sowie ein Vortrag über die Ursprünge und die Zukunft der Literatur in Games.
WASD #15
Kein Halbjahr ohne neue WASD. In der 15. Ausgabe geht es um das Thema »Schönheit«. Ich bin mit einem Text über kitschige Games dabei. Leider gibt es diesmal keine Leseprobe oder Zweitveröffentlichung (ich werde den Text einfach bald selbst an dieser Stelle posten). Zum Trost kann ich aber diese sehr schöne Werbemaßnahme teilen:
Kompressor – Gewalt vor bunten und kitschigen Bildern
Zwar ist mein Kitsch-Text aus der WASD #15 (noch) nicht online lesbar, aber im Deutschlandfunk Kultur konnte ich ein wenig darüber erzählen. Anders als es der Artikeltext vermuten lässt, ging es dabei nicht nur wieder um Gewalt.
Doch wo bleibt die Auseinandersetzung mit den Inhalten, bei all der Ästhetik? Die kann laut Huberts zu kurz kommen. Er verweist auf „Red Dead Redemption“, wo auf einem Rachefeldzug ganze Dörfer ausgelöscht würden:
„Das könnte eigentlich ein Ausgangspunkt sein für eine Auseinandersetzung mit dieser Gewalt. Aber im Grunde genommen – nach dem nächsten wunderschönen Sonnenuntergang – ist diese Gewalt wieder verschwunden und relativ konsequenzlos vorbeigegangen an den Spielenden. Und die Gewalt ist eigentlich nur deswegen so erträglich, weil sie von dem Schönen immer wieder verpackt wird.“
Kultursymposium Weimar
Vom 19. bis zum 21. Juni fand in Weimar zum zweiten Mal das Kultursymposium des Goethe Instituts statt. Mehr als 500 internationale Gäste diskutierten dabei über die Frage der Orientierung in einer immer komplexer werdenden Welt. Ich saß zusammen mit Dr. Rebecca Davnall und Daniel Benmergui im Panel »Aufbruch in unbekannte Welten«:
Mit Computerspielen ist in den letzten Jahrzehnten ein neues ästhetisches Medium entstanden, das narrativ neues Territorium beschreitet. Nicht nur die Geschichten, die in Spielen transportiert werden, werden komplexer – auch die Mittel, mit denen diese erzählt werden. In sogenannten Walking Simulatoren werden ganze Epen nur durch die Erkundung der Umgebung dargestellt. Indie Games experimentieren mit einem Überschreiten der vierten Wand und beziehen die Spielenden selbst in ihre Geschichte ein. Können uns diese neuen Narrative und Perspektivwechsel helfen, Orientierung in einer zunehmend komplexen Welt zu finden?
Festgehalten wurde die Diskussion von der Illustratorin Neele Jacobi als schickes graphic recording:
waza! Games – KonterBUNT
Meine Stippvisite in die Spielentwicklung als Associate Producer beim Indie-Studio waza! Games ist vorerst wieder beendet. Die im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung Niedersachsen entwickelte App KonterBUNT wurde erfolgreich veröffentlicht. Im App Store und bei Google Play steht sie zum kostenlosen Download bereit.
Viele Menschen wollen einschreiten, wenn sie menschenverachtende Aussagen hören. Aber wie?
Mit der kostenlosen App „KonterBUNT“ kann man hilfreiche Strategien aus Argumentationstrainings gegen Stammtischparolen kennenlernen. Die App wurde von Expert_innen entwickelt. Sie enthält Vorschläge für gute Argumente gegen Parolen sowie einen Strategieguide. In einem Mini-Game lassen sich verschiedene Reaktionen auf Parolen direkt in der App ausprobieren.
Der Entwicklungsprozess war nicht immer einfach, aber das Medienecho ist positiv (z.B. Neues Deutschland, HAZ und NDR) und besonders der Besuch des Deutschlandfunks beim niedersächsischen AfD-Abgeordneten Christopher Emden lässt Stolz aufkommen:
„Das ist betreutes Denken, so scheint es mir! Es wird sehr viel an Kritik gleich abgetan als völlig verkehrt beziehungsweise nicht gesellschaftsfähig, nicht korrekt, darf man nicht sagen. Es wird tabuisiert. Und das zeigt einmal mehr, in welcher schwierigen Situation sich unsere Demokratie befindet, wenn’s solche Apps inzwischen gibt!“
Danke, Merkel! Jede 1-Sterne-Bewertung besorgter Bürger so wertvoll wie ein kleines Steak…
Revisiting Collections
Am 4. und 5. Juni fand die Konferenz Revisiting Collections in Berlin statt. Dort wurde die Frage diskutiert, wie museale Sammlungen durch digitale Medien neu gedacht und entkolonialisiert werden können. In einem Panel mit kurzen Impulsvorträgen diskutierten die Künstler*innen Nora Al-Badri und Ariel Caine mit mir über das Thema »Über die Macht von Daten und die Befreiung von Daten«. Die gesamte Veranstaltung wurde als Livestream festgehalten. Mein Part beginnt ca. ab der fünten Stunde von Tag 2.
Games and Politics China
Auch in diesem Jahr geht »Games and Politics«, die Wanderausstellung des Goethe Instituts, fleißig weiter. Vom 7. bis zum 12. Mai wurde ich dafür diesmal nach China eingeladen. In meiner ersten Station der Reise diskutierte ich in Shanghai mit der Künstlerin Lu Yang im Panel »Dance, Play, Fight! Gaming as Art and Cultural Practice«.
In post-network era, the ways of expression diversify, and games as a new possible art form gain more and more attention. Just as body language used in dance and the pursuit of strategy, engineering and skills involved in fight, video games also have their own unique means of representation. The two speakers will conduct in-depth discussions on the theme of games as art and cultural practice from their own professional perspective and lead a more open and diverse discussion of topics, which may involve the internet, communication platforms, diversity, war, military and other related fields in games.
Weiter ging es mit einem Vortrag an der East China University of Science and Technology und schließlich zur Eröffnung der Ausstellung in Peking. Auf dem Programm standen eine Keynote, eine Spielung sowie ein Panel zu Diversität in Computerspielen. Alle Veranstaltungen wurden auch über Weibo (das chinesische Twitter) gestreamt, allerdings habe ich nicht die leiseste Ahnung, wie ich die archivierten Aufzeichnungen wiederfinden kann. Daher nur ein paar Impressionen von der Ausstellungseröffnung im Kunstbezirk 789:
Games and Politics Belgrad
Im Juni machte »Games and Politics« außerdem in Serbien halt. Am 6. und 7. Juni war ich in Belgrad, um die Ausstellungseröffnung mit einem kurzen Vortrag, einer Führung sowie zwei Spielungen zu begleiten.
Corso – 30 Jahre Game Boy
Alles Gute zum 30. Geburtstag, lieber Game Boy! Im Deutschlandfunk durfte ich dem kleinen grauen Kasten eine kleine Laudatio halten.
Nintendo hat mit dem Game Boy einen Design-Klassiker geschaffen. Selbst in der aktuellen, tragbaren Hardware-Generation von Nintendo, 3DS XL und Switch, steckt noch die DNA des Game Boy. Zum Beispiel das typische Steuerkreuz und die B-, A-, Start- und Select-Knöpfe. Und nicht zuletzt ist der Game Boy selbst zum Werkzeug für Kreative geworden, um künstlerische Visionen umzusetzen.
BR24 Netzwelt – Warum sich auf der Gaming-Plattform Steam Rechtsextreme tummeln
Wir erinnern uns: Für die WASD #13 warf ich im vergangenen Jahr einen Blick in den braunen Sumpf der Steam-Community. Zweitveröffentlicht wurde der Text von derStandard.de und zieht von dort aus weiter seine Kreise. Zum Beispiel in der BR24 Netzwelt, wo sich Kollege Christian Schiffer ein paar O-Töne bei mir abgeholt hat:
Auch den Namen des Attentäters von Christchurch haben sich einige Steam-Nutzer als Nick-Name gegeben. 300 sollen es unmittelbar nach dem rechtsextremen Massenmord gewesen sein, bis Steam endlich einschritt. Ebenso soll das Manifest des Christchurch-Täters auf der Plattform kursiert sein. Kein Einzelfall, sagt Computerspielexperte Christian Huberts, der schon seit einiger Zeit die extremistischen Umtriebe auf Steam beobachtet.
Politikum – Die dunkle Seite der Gaming-Szene
Steam-Nazis, again. Der WDR 5 interessierte sich für »Die dunkle Seite der Gaming-Szene«, hat aber das Memo nicht bekommen, dass meine Meinung da eigentlich sehr differenziert ist. So verlief das Interview reichlich bizarr. Zum Glück war es nicht live, also merkt man dem Endergebnis die allgemeine Verwirrung im Aufnahmestudio nicht an.
Bayern 2 – Neonazis auf Steam
And again. Diesmal wieder Christian Schiffer mit einem Beitrag inkl. O-Töne auf Bayern 2.
Bei vielen Gruppen könne man laut Christian Huberts auf jeden Fall davon ausgehen, dass das Scheinriesen sind. Die tatsächliche Anzahl der Leute, die dort ihrer Ideologie frönen, dürfte relativ gering sein. Trotzdem wäre natürlich das Risiko da, dass Menschen auf diesen Foren, die Steam bietet, ihre Radikalisierungskarriere beginnen.
ARD-faktenfinder – Rechtsextreme Netzwerke
And one last time. Der ARD-faktenfinder widmete sich rechtsextremen Online-Netzwerken, die den Attentäter von Christchurch feiern und sein Manifest verbreiten. Ich habe mit einem im Text zitierten Tweet auf die Situation in der Steam-Community aufmerksam gemacht und bessere Moderation gefordert.
[Aprilscherz:] HuBiPi
In diesem Jahr blieb leider nicht viel Zeit für einen ausgefeilten Aprilscherz. Klein, aber fein.
ECHTZEIT – Gewinnen und Verlieren
Der Deutschlandfunk Kultur beschäftigte sich in der Sendung ECHTZEIT ganz mit dem Thema »Gewinnen und Verlieren«. Unter anderem ist Christian Schiffer mit einem Beitrag zum Verlieren in Computerspielen vertreten zu dem ich ein paar O-Töne beigetragen habe.
Last Game Standing – Halbfinale: Planescape Torment vs. Persona 5
Nach The Panel hat mich Christian Schiffer mit Christian Alt betrogen und den Battle-Royale-Podcast Last Game Standing gestartet. Aber Hauptsache ein Christian. Außerdem wurde ich zum Halbfinale der ersten Staffel eingeladen, um Persona 5 gegen Michael Förtsch und Planescape: Torment als Spiel mit der besten Story zu verteidigen. Leider hat nostalgisches Fantasy-Blabla am Ende gegen japanische Gesellschafts-Psychotherapie triumphiert.
Le Brunch – Fehlen der Gamesbranche die bekannten Galionsfiguren?
Das Jahr begann mit einer fragwürdigen These von Nicolas Freund, Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung: Games fehlen die Autoren. Beziehungsweise, ihnen fehlt eine standardisierte Bezeichnung. Beziehungsweise, sie werden in großen Teams nicht wahrgenommen. Beziehungsweise, nur wenn es Beef gibt. Und darum kann man ihre Werke nicht kanonisieren und als Kulturgut besprechen. Bis heute bin ich mir noch unsicher, was genau die These ist. Damals war ich auf jeden Fall getriggert:
Zum Glück ist Nicolas Freund sehr diskussionsfreudig und erklärte sich zu einem Schlagabtausch mit mir im Le Brunch-Podcast von Insert Moin bereit.
Regisseure, Künstler und Autoren werden in Kulturmagazinen, Tageszeitungen und im Fernsehen interviewt und Journalisten und Kulturkritiker schreiben über ihren Werke. Doch selten handelt es sich dabei um berühmte Schöpfer*innen von Videospielen. Warum eigentlich? Fehlt es der Gamesbranche an bekannten Galionsfiguren? Oder behandelt die Presse das Medium anders als Theater, Kino und Literatur?
Das war’s für die erste Hälfte von 2019. Immer wieder vielen Dank an alle Kunden und Mitstreiter! In Zukunft werde ich aber mal wieder versuchen, Ankündigungen und Arbeitsergebnisse zeitnah zu verbloggen statt ellenlange Listen anzulegen. Der neue Blog macht’s einfacher und damit hoffentlich realistisch. Daumen drücken!