Die Zeit seit dem letzten Update war weltpolitisch etwas belasto und auch in der Spielekultur dominierten für mich eher die Hände-über-den-Kopf-zusammenschlagen-Momente (Ausnahmen: Faschisten boxen mit Indiana Jones und das Remembrance Game Erinnern. Die Kinder vom Bullenhuser Damm). Grand Strategy, die fasziniert, aber sicher nicht kritisch auf das NS-Regime blickt. Indie-Kitsch, der zu einer komplexen historischen Gemengelage nur toxische Empathie und Geschichtsklitterung beizutragen hat. Für mich gute Gründe, um weiterhin an der Schnittstelle von Games und Gesellschaft einordnend und kommentierend präsent zu sein. Das war ich auch in den vergangenen Monaten…
OK COOL HISTORY
Nachdem ich mich in Dom Schotts spannendem Podcast-Projekt OK COOL bereits in meinem Werden als mächtiger™ Kulturwissenschaftler zeigen konnte, bin ich seit November 2024 auch Teil des Teams und werde in Zukunft zusammen mit Dom einmal im Monat auf Geschichte in Games blicken. Nach einem Willkommens-Podcast (zusammen mit der neuen Kollegin Géraldine Hohmann) steht die erste Folge auch schon online (für Steady-Supporter): Von Trash bis Dauerbrenner: Zwei Geschichtsfans greifen ins Spielregal
Der Kulturwissenschaftler Christian Huberts und der Journalist Dom Schott haben eine große Gemeinsamkeit: Sie beide lieben Spiele mit historischen Schauplätzen, vom kleinen Indie-Titel bis zur AAA-Großproduktion. In dieser Folge zeigen sie einander ihr Spielregal und sprechen über die History Games, die sie 2024 gespielt haben – und die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Eine Diskussion über Lieblingsspiele, Enttäuschungen und kuriose Überraschungen, liebevoll verpackt im MP3-Format und virtuos für euch auf einem hübschen Teller (euren Ohren) serviert.
Landecker Digital Memory Lab
Ebenfalls seit November 2024 bin ich Mitglied des Steering Committee des Landecker Digital Memory Labs, gefördert durch die Alfred Landecker Stiftung. Das an der University of Sussex ansässige Projekt ist eine zentrale Anlaufstelle für den internationalen und interdisziplinären Wissensaustausch und die Forschung zur digitalen Erinnerung an den Holocaust. Meine Rolle ist klein und ausschließlich begleitend, aber ich bin dennoch sehr dankbar, mit an Bord sein zu dürfen.
Conference: AI Utopia and Dystopia
Am 14. November 2024 lud mich mein ehemaliger Arbeitgeber, die Stiftung Digitale Spielekultur, zu einer Fachkonferenz über die Risiken und Chancen von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Spieleentwicklung und der Spielekultur ein. In einer der Spielungen habe ich gemeinsam mit den Expertinnen Johanna Pirker und Laura C. Schmidt sowie der Moderatorin Stefanie Langer über das Spiel Tacoma gesprochen. Wie können Games utopische Szenarien im Kontext von KI darstellen, statt immer nur die Auslöschung der Menschheit durch Killerroboter? Eine spannende Diskussion, die sich in der vollständigen Aufzeichnung der Konferenz – neben allen anderen, teilweise auch recht kontroversen Panels– noch einmal anschauen lässt (Timecode 3:43:35). Ein Besonderer Dank gilt Melanie Fussenegger und Malina Riedl für die Organisation der Konferenz und die Einladung!
Götterdämmerung
Der neue DLC Götterdämmerung des Strategiespiels Hearts of Iron IV hat für etwas Wirbel gesorgt. Schon zuvor wurden dort die Wehrmacht und Waffen-SS weitgehend von NS-Ideologie entkoppelt, aber mit der aktuellen Überarbeitung des Deutschen Reichs im Spiel nimmt Nazi-Personal eine noch prominentere Rolle ein, ohne das NS-Unrecht auch nur mit einem Wort sichtbar gemacht wird. Stattdessen wird gruselige Faszination mit »Wunderwaffen« und größenwahnsinniger Architektur zelebriert. Als geschichtspolitischer Artefakt kommt da ein gehöriges Störgefühl auf, nicht nur bei mir. Daher konnte ich auch in mehreren Formaten über das Spiel und seine Peripherie sprechen. Zunächst in der Sendung Breitband im Deutschlandfunk Kultur mit Fokus auf rechtsextremistische Inhalte auf der Community- und Distributionsplattform Steam. Und wenig später sowie ausführlicher im Podcast Indie Fresse:
In dieser Folge sprechen wir über Götterdämmerung, einen DLC zum historischen 2. Weltkriegs-Strategiespiel Hearts of Iron IV. Denn genau dieser DLC hat in der deutschsprachigen Games-Szene für große Kontroversen gesorgt. Und zwar nicht durch die Dinge, die er hinzufügt (sehr viele historische Nazis), sondern die er auslässt. Genauer: Holocaust, Shoah und viele, viele andere Gräueltaten der Nazis.
Darf ein Spiel das? Sollte ein Spiel das? Erleben wir hier die Grenze des Spielbaren? Wir reden drüber mit unserem Freund Christian Huberts, der sich als Kulturwissenschaftler, Kritiker und Autor bereits seit Jahren mit Themen rund um Rechtsextremismus, Games und Erinnerungskultur befasst.
Und damit wäre das Jahr 2025 abgehakt und ich freue mich auf neue Herausforderungen im neuen Jahr. Dazu dann mehr im nächsten Update!