Der Sammelband Welt|Kriegs|Shooter: Computerspiele als realistische Erinnerungsmedien? – den ich zusammen mit Sebastian Standke, Daniel Appel und Tim Raupach im Verlag Werner Hülsbusch herausgegeben habe – ist auf viel positives Feedback gestoßen. So schreibt Achim Fehrenbach auf Zeit Online:
Nicht nur thematisch, auch inhaltlich erweist sich der Sammelband als abwechslungsreich: Literarische Beiträge stehen neben Essays und streng wissenschaftlichen Texten. Höchst lesenswert ist, wie der Kulturwissenschaftler Christian Huberts das Spiel World at War analysiert.
Zudem wurde mir an gleicher Stelle die »Ehre« zuteil, dass meine Ideen von einem Leser in den Kommentaren als »menschenverachtend« bezeichnet werden. Mich hat’s gefreut und Jan Fischer macht für globe-M [Edit: leider eingestellt] eine schöne Rezension aus der Steilvorlage:
Dass sich […] gerade in den Games Studies ein Generationenbruch ankündigt, dessen Protagonisten sich langsam aber sicher vom Jürgen-Mayer-Rechtfertigungsreflex befreien, ist eine gute, eine richtige Entwicklung, und eine, die sich in Welt|Kriegs|Shooter so wohltuend zeigt, wie die ersten Strahlen einer aufgehenden Sonne über einem Schlachtfeld, auf dem schon längst keine Schlachten mehr geschlagen werden.
Und dass ich doch eigentlich ein ganzer feiner Kerl bin und Menschen alles andere als verachte, kann man vielleicht an einem Interview nachvollziehen, das ich zusammen mit meinem Mitherausgeber Sebastian Standke dem Titel-Magazin gegeben habe. Rudolf Inderst entlockt mir dabei die ein oder andere power phrase: Wer sich in seiner Forschungsarbeit nicht von vorschnellen Werturteilen lösen kann, hat eigentlich nichts in der Wissenschaft zu suchen. Wir haben uns von dem vermeintlichen Schund nicht abschrecken lassen und Weltkriegsshooter stattdessen, wie jedes andere Kulturartefakt auch, sehr ernst genommen. Ebenfalls im Titel-Magazin [Edit: leider depubliziert] treibt Martin Spieß meiner introvertiert-bescheidenen Künstlerseele die Röte ins Gesicht:
Wer heute Computerspiele nicht nur spielen, sondern auch verstehen will, kommt an Huberts nicht vorbei. Und noch mehr: Wer heute über Computerspiele schreibt, kann es eigentlich nur so machen.
Schamesröte ins Gesicht treibe ich hoffentlich Wolfgang Börnsen von der CDU. Der Vater von VIER (!) Kindern ist der Meinung, »Ballerspiele sind nicht preiswürdig« und schwingt dafür Argumente like it’s 2000-and-late. Das »Killerspiel« Crysis 2 hat trotz Protest den Deutschen Computerspielpreis 2012 als »Bestes Deutsches Spiel« gewonnen. Politik-Digital.de hat mich um einen Pro-Kommentar zu der Entscheidung der Fachjury gebeten und ich habe sehr gerne die Rolle des Advocatus Diaboli übernommen:
Jedes Computerspiel hat das Potential, uns unterhaltsame, interessante und sogar lehrreiche Erfahrungen nahezubringen, unabhängig davon, ob wir bei oberflächlicher Betrachtung vielleicht nur Aliens abknallen. Crysis 2 ist ein gutes Spiel, aber Deutschland hat zukünftig sicherlich noch viel bessere »Killerspiele« zu bieten!
Da ich jetzt anscheinend schon Ego-Shooter-Experte bin, habe ich den Flow-Experten gleich nachgeliefert. Mit Reload liefert das öffentlich-rechtliche Fernsehen eine neue und sehr ordentliche Sendung zum Thema »Computerspielkultur« und hat mich für die erste Folge am 10. Mai 2012 als Fachmann vor ein IKEA-Bücherregal gesetzt. Die ganze Sendung kann man sich komplett auf YouTube anschauen (oder auch gleich direkt zum Experten springen):
Üben konnte ich für die Experten-Rolle schon gut auf der Tagung flow aus_spielen, die am 9. und 10. März 2012 im phæno in Wolfsburg stattfand [ich kündigte das in der Vergangenheit bereits an, wieder und wieder]. Alles verlief prima, die Vorträge(r/-innen) waren toll und wurden professionell auf Video gebannt. Ich hoffe an dieser Stelle bald meinen Flow-Vortrag online stellen zu können, aber ein bisschen wird’s wohl noch dauern, bis der Schnitt abgeschlossen ist. Ein Tagungsband ist ebenfalls in Vorbereitung und geht hoffentlich im kommenden Frühsommer in den Druck. Bis dahin gibt es ein Foto von mir, wie ich über eine Banane nachdenke:
Apropos »Tagungsband«: Demnächst erscheint dann auch endlich mal der Sammelband zur Konferenz Sortieren, Sammeln, Suchen, Spielen: Die Datenbank als mediale Praxis. Zumindest gibt es vom LIT Verlag nun schon eine offizielle Ankündigung. Ist ja jetzt eine ganze Weile her, dass ich die Wälder von Zork & Co. erkundet habe! Und nun, ein Cliffhanger! »On the Next Episode of…«: Körperlichkeit im Computerspiel, Literarizität und Computerspiel, Geschichtsvermittlung im Computerspiel, etc. pp.